Liebesgrüße in der Kaiserzeit
Postkarten für Verliebte vor 110 Jahren
Motive für Valentinstag mit Gedichten
Heirat aus Liebe! Heute eine Selbstverständlichkeit aber vor 110 Jahren in der Kaiserzeit war das die große Ausnahme.
In der Zeit vor dem 1. Weltkrieg waren die meisten Ehen arrangiert. Vielleicht sehnten sich deshalb so viele nach romantischer Liebe, das die entsprechenden Bücher und Geschichten ein so großer Erfolg wurden.
Doch arrangierte Heirat beutetet nicht, dass man sich nicht verliebte und nach dem oder der Geliebten/m sehnte. Gerade diese unerfüllte oder unerreichbare Liebe machte sie umso größer und bedeutender. Und der Eine oder die Andere stahl sich heimlich zu einem Techtelmechtel oder einer Affäre davon. Solange es unerkannt blieb, war alles in Ordnung. Wurde die Liebelei entdeckt, war der Ärger umso größer. Eine Scheidung kam meist nicht in Frage, zumindest für den größten Teil der Bürger. Der Ruf vor allem der Frau war ruiniert und sie wurde aus der Gesellschaft verbannt. Vielleicht auch, weil die anderen Damen um die eigenen Herren fürchteten.
Der Valentinstag war in England und den USA schon sehr populär und man schickte sich gegenseitig teils aufwendig gestaltete Karten. Dabei wurden nicht nur, wie heute, der oder die Geliebte/r mit einem schriftlichen Gruß bedacht, auch gute Freunde erhielten solche Karten. Zum Glück, denn so konnte man die wichtigen Karten unter den weniger wichtigen verstecken.
Eine heimliche Botschaft zeigt die Postkarte mit der Überschrift „Briefmarkensprache„. Wurde die Briefmarke kopfüber unten rechts geklebt so bedeutete das „Wann und Wo kann ich Dich sprechen!“.
Romantische alte Postkarten
Karte zum Valentinstag mit Geschichte in Reimen
Eine besonders schöne, kitschige alte Postkarte von 1905 kommt gleich mit fünf Bildern und einer Geschichte in Reimform.
Wie zu dieser Zeit üblich bei Postkarten, wurde auf Biegen und Brechen gereimt und wir möchten Ihnen diese schöne Geschichte nicht vorenthalten:
Guten Morgen, schöne Müllerin
wo steckt du gleich das Köpfchen hin
Als wär‘ dir was geschehen?
Verdriest dich denn mein Gruss so schwer?
Verstört dich denn mein Blick so sehr?
So muss ich wieder gehen.
O Bächlein meiner Liebe
Was bist du wunderlich,
Will’s ja nicht weitersagen, Sag, Bächlein liebt sie mich?
Wir sassen so traulich beisammen
im kühlen Erlendach.
Wir schauten so traulich zusammen
hinab in den rieselnden Bach.
Ich sah nach keinem Monde,
nach keinem Sternenschein
Ich schaute nach ihrem Bilde,
nach ihren Augen allein.
Bächlein, lass dein Rauschen sein.
Räder stellt eu’r Brausen ein.
Durch den Hain aus und ein,
Schalle heut‘ ein Reim allein,
Die geliebte Müllerin
ist mein, ist mein!
Nun schlinge in die Locken dein
Das grüne Band gefällig ein.
Du hast ja’s Grün so gern.